„Asgards Vasallen erheben sich zum bewaffneten Widerstand. Odin ist verschollen. Balder wurde ermordet. Und das gesamte Land wird von einem ewigen Winter heimgesucht. Wie soll Thor das Reich retten, wo ihm Mjolnirs Macht auf mystische Weise verwehrt bleibt?“ – Panini Comics

Asgard liegt im tiefen Winter. Nach dem Tod von Balder und dem Verschwinden Odins steht das Reich am Abgrund. Thor trägt nun die Krone, doch sie lastet schwerer auf ihm als sein Hammer jemals zuvor. Statt strahlendem Donnergott erleben wir hier einen Herrscher, der von Zweifeln gezeichnet ist, von Intrigen umgeben und von einer Welt erdrückt, die langsam in Kälte und Misstrauen erstarrt.
Robert Rodi erzählt keine klassische Superheldengeschichte. Statt der gewohnten Schlachten und flotten Sprüche bekommen wir einen Thor, der innerlich bricht. Die Handlung setzt weniger auf Action als auf Stimmung, auf die langsame Eskalation einer Intrige, die im Hintergrund lauert und den Gott des Donners immer wieder einen Schritt zu spät kommen lässt. Das Reich zerfällt, Vasallen stellen sich gegen ihn und selbst sein Platz als würdiger Herrscher wird infrage gestellt.
Die wahre Wucht dieses Bandes liegt in den Bildern. Simone Bianchi erschafft eine Vision von Asgard, die so düster und majestätisch wirkt, dass man fast jedes Panel als Gemälde an die Wand hängen könnte. Kalte Farben, wuchtige Architektur, Gesichter voller Schmerz und Zorn, dazu ein Stil, der eher an Fantasy Epen als an klassische Marvel Comics erinnert. Die Atmosphäre ist bedrückend, monumental und doch voller kleiner Details, die die Götter menschlicher erscheinen lassen als je zuvor.
Für Asgard ist ein ungewöhnliches Thor Abenteuer. Es gibt keine durchgehenden Schlachten und auch keinen allmächtigen Helden, der am Ende strahlend triumphiert. Stattdessen sehen wir einen gebrochenen Krieger, der gegen Verrat, Verzweiflung und sich selbst ankämpft. Nicht jeder wird sich mit dem langsamen Erzähltempo und dem melancholischen Ton anfreunden können, doch gerade das macht diesen Band so besonders.
Am Ende bleibt ein Werk, das Thor von einer ungewohnten Seite zeigt. Düster, nachdenklich und voller Tragik. Ein Band, der beweist, dass die Welt der Götter nicht nur aus Mythen und Ruhm besteht, sondern auch aus Zerfall, Schuld und der Frage nach wahrer Würde. Für Asgard ist kein leichter, aber ein lohnender Teil der Marvel Must Have Reihe und definitiv ein Titel, der im Gedächtnis bleibt.